Zuchttauglichkeit


                                     

Wenn man jagdliche Cocker züchtet, die gegenüber den als Begleithunden gezüchteten Cockern eine Menge weiterer Voraussetzungen mitbringen müssen und daher nur in seltenen Fällen dem Bild entsprechen, das unsere Zuchtrichter von einem Cocker haben, ist die Zuchttauglichkeit (vor allem für mich) eine nicht zu unterschätzende Klippe. Von A – J habe ich 59 Welpen gezogen, von denen 27 erfolgreich zumindest eine Zuchtprüfung bestanden haben.  Von diesen geprüften Hunden sind 20 zur ZT gegangen – und davon war ein Viertel nicht zuchttauglich!

Meinen ersten züchterischen Durchgang durchs Alphabet habe ich fast ohne Verluste abgeschlossen. Damals waren die Ansprüche insgesamt noch nicht so hoch. Einen „Vorgeschmack“ auf mein  künftiges „Schicksal“ erhielt ich dann mit Gebrauchssiegerin 07 Zoey aus dem Immenreich GHL J1H1G2G1, die bei der ZT auf 40,5cm gemessen wurde. Zur 2. Vorstellung (es sind nur zwei erlaubt) fuhr ich nach Kassel zu Bruno Richter (1000km für 0,5cm)! Als er Zoey auf 39,5cm maß, hätte ich ihm um den Hals fallen können!  Zoey im Besitz von Ralf Keinath gewann später die Siegerprüfung. Daran hätte sie ohne ZT nicht einmal teilnehmen dürfen. Zoey ist die Stammhündin im Zwinger vom Krebsbachtal.

Im folgenden A-Wurf ereilte mich mein „Schicksal“ gleich zwei Mal. Amy ABL J1, im Besitz von Walter Rothach, war auf meine Anweisung nach den winterlichen Jagden gut gefüttert worden und daher ziemlich rundlich bei der Vorstellung, daher Verweigerung der ZT wegen „zu kurzen Halses und nicht raumgreifenden Gangwerks“. Der Besitzer war total verärgert und wollte aus dem Klub austreten. Daher fuhren mein Mann und ich nach Berlin und erhielten einen der besten ZT – Berichte, die ein Immenreich Cocker je erhalten hat. Amy wurde die Stammhündin im Zwinger „vom Schwabenland“.

Leider nicht so erfolgreich waren wir bei ihrem Bruder Axel ABL J1. Da er ein großer Hund ist, habe ich trotz seiner herausragenden jagdlichen Fähigkeiten nie darauf gedrängt, ihn zur ZT vorzustellen bis sein Besitzer kam  und meinte, es sei eine Schande , wenn dieser Hund nicht in die jagdliche Zucht käme. Also erst einmal die HD Untersuchung. Die war A1 (mit 7 Jahren!), dann die ZT. Ich hatte Axel ohne Probleme 2x auf 41,5cm gemessen, außerdem hatte ich einen Wurf liegen. Also schickte ich den Besitzer allein nach Kassel. Eine unerfahrene Ersatz Richterin maß ihn auf 43 cm – 1 cm zu viel! Der Besitzer war nicht dazu zu bewegen, eine weitere ZT zu „erleiden“.

Womit wir beim C-Wurf wären. Charon ABL J1H2, Wurfbruder von Prüfungssiegerin Chayenne, auch ein großer Hund, auch 43 cm – also keine ZT. Da er außerdem ein für jagdliche Arbeit ungeeignetes Haarkleid hat, haben wir von einem zweiten Versuch abgesehen.

Und dann kam Ian, ABL J1 – eine Zurückstellung bei der ZT, die mich besonders ärgerte. Ian hat das von mir gewünschte absolut schlichte Haar, eine ideale Größe von 40cm und das Gewicht genau im Standard mit 13,3 kg, aber er sieht eben nicht so aus wie ein Ausstellungscocker, weil ihm dazu das Haar fehlt, also gab es einen Vortrag der Richterin, dass der Hund unterernährt sei.

Und nun am vergangenen Sonntag unsere jüngste Hündin Karolin, die wegen einer in der Bewegung zu hoch getragenen Rute für nicht zuchttauglich erklärt wurde.  Ja, haben wir denn in der jagdlichen Zucht keine anderen Probleme? Fünf Minuten vor meiner Hündin war eine vollkommen senkrecht getragene Rute einer Amerikanischen Cocker Hündin toleriert worden.

Ich hatte Karolin im Sommer in Nürtingen in der Jüngstenklasse vorgestellt. Die Richterin dort bemerkte richtig “in der Bewegung etwas fröhlich getragene Rute“, gab ihr aber ein vielversprechend auf Grund ihrer anderen Vorzüge.

Jagdliche Zucht beim Cocker ist schwierig, weil die Zuchtbasis in den vergangenen Jahrzehnten in erschreckendem Ausmaß kleiner geworden ist – und mit jedem „aussortierten“  Hund kleiner wird. Die sogenannte Standard Zucht ist uns keine Hilfe mehr, da jagduntaugliches Haarkleid und möglichst wenig jagdliche Passion bevorzugt werden. Ich schreibe „sogenannt“, weil der Hinweis auf die jagdlichen Eigenschaften des Cockers ein ganz entscheidender Punkt des Standards ist. Mit der „Abschaffung“ dieser Eigenschaften und der Erzeugung (nicht Zucht!) ausschließlicher Begleithunde wird die Rasse unbedeutend neben vielen anderen gleichartigen Rassen. Auch Pudel waren einmal Jagdhunde! Ich liege sicher nicht falsch mit meiner Einschätzung, dass ein Großteil unserer Zuchtrichter noch nie einen Cocker bei der jagdlichen Arbeit gesehen hat. Am Ende wird das Zuchtziel erreicht:

Die perfekte Außenlinie ohne Inhalt!

 

 

 

 


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last update 14.04.2024

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